Innovationspreis 2014: Autonome Langstreckenfahrt

Bleibt die Vision vom unfallfreien Fahren eine Vision oder rücken wir ihr Stück für Stück näher? Seit August 2013 kann diese Frage optimistisch beantwortet werden. Denn an einem Sommertag im vergangenen Jahr fuhr ein Forschungsfahrzeug von Mercedes-Benz völlig autonom von Mannheim nach Pforzheim, ohne dass ein Fahrer eingreifen musste. Es war die zweite spektakuläre Pionierleistung auf dieser etwa 100 Kilometer langen, historischen Strecke, auf der Bertha Benz 125 Jahre zuvor die erste Langstreckenfahrt der Automobilgeschichte wagte. Der Mercedes S 500 INTELLIGENT DRIVE, der den Spuren von Bertha Benz folgte, musste bei hoher Verkehrsdichte hochkomplexe Fahrsituationen meistern. Fußgängerüberwege, rote Ampeln, Kreisverkehr – nichts blieb ihm erspart. Nur einen kleinen Zwischenfall soll es gegeben haben. Als ein Fußgänger am Zebrastreifen auf seinen Vorrang verzichten wollte, konnte das Auto mit dem entsprechenden Handzeichen nichts anfangen und bleib ordnungsgemäß stehen. Das Besondere an dieser Fahrt ist, dass sie mit seriennaher Technik realisiert wurde und keine extrem teure Spezialtechnologie zum Einsatz kam. Dies beweist, dass es in gar nicht so ferner Zukunft möglich sein wird, individuelle Fahrfehler wirksam zu korrigieren und Unfälle weit gehend zu vermeiden. Deshalb erhält Mercedes-Benz für die autonome Sternfahrt den Jurypreis »Innovation der Vernunft« 2014.

Innovationspreis 2013: Ford SYNC

Wie können Eltern verhindern, dass Fahranfänger mit dem zur Verfügung gestellten Auto viel zu schnell fahren und sich durch überlaute Musik ablenken lassen? Und wie kann gewährleistet werden, dass Rettungskräfte ohne Zeitverzug informiert werden, wenn es zu einem Unfall kommt? Auf diese Fragen hat Ford überzeugende Antworten gefunden. Mit dem System MyKey ist es möglich, die Höchstgeschwindigkeit und die maximale Radiolautstärke zu limitieren. Dazu wird einfach der Zweitschlüssel über den Bordcomputer entsprechend programmiert. Kommt es zu einem Unfall, bei dem entweder ein Airbag ausgelöst oder die Benzinzufuhr unterbrochen wird, sendet Ford SYNC einen automatischen Notruf in der jeweiligen Landessprache ab und übermittelt dabei exakte Positionsdaten. Da die Verbindung über das gekoppelte Mobiltelefon erfolgt, fallen keine zusätzlichen Kosten an. Mit SYNC lässt sich zudem eine Vielzahl von Funktionen per Spracheingabe bedienen, was die Ablenkung des Fahrers drastisch reduziert. Beide Systeme will Ford künftig in allen Fahrzeug-Segmenten anbieten, entweder serienmäßig oder in Verbindung mit beliebten Ausstattungspaketen. Deshalb erhält Ford für MyKey und SYNC den Jurypreis »Innovation der Vernunft« 2013.

Innovationspreis 2012: Verbio – Kraftstoff aus Abfall

Auf dem steinigen Weg zu einer von Erdöl unabhängigen Mobilität spielen Kraftstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen eine wichtige Rolle. Doch wenn Regenwälder abgeholzt werden, um Anbauflächen für Zuckerrohr zu gewinnen, und aus Mais oder Weizen Ethanol produziert wird, läuft etwas schief. Die Vereinigte Bioenergie AG kurz Verbio genannt lehnt das rundum ab. Für das Leipziger Unternehmen hat Nahrungsmittel-Qualität bei der Biokraftstoff-Herstellung nichts zu suchen. Entwickelt wurde stattdessen ein Verfahren, das minderwertige Rohstoffe und Abfälle aus der Landwirtschaft in Biogas und Bio-Ethanol verwandelt. Welchem Bakterien-Mix es gelingt, fein gemahlenes Stroh in seine molekularen Bestandteile aufzubrechen, wird als Firmengeheimnis mindestens so gut gehütet wie die Rezeptur für Coca Cola. Kraftstoff aus Abfall ist ein Konzept, das die Zukunft der Mobilität entscheidend prägen kann. Deshalb erhält die Vereinigte Bioenergie AG aus Leipzig den Jurypreis »Innovation der Vernunft« 2012.

Innovationspreis 2011: Der IFA-Leichtbausitz

Damit unsere Autos noch sparsamer werden, müssen sie kräftig abspecken. Der Hinweis, wie schwer das ist, erübrigt sich wohl. Denn weder Sicherheit noch Komfort sollen ja einer Diät zum Opfer fallen. Wer möchte schon einen gut gepolsterten Autositz gegen ein mit Segeltuch bespanntes Stahlrohrgestell eintauschen, wie es früher in der legendären Ente verbaut wurde. Dass dies auch gar nicht sein muss, zeigt der gelenklose Leichtbau-Sitz der IFA-Rotorion-Holding. Mit seiner effektiven Leichtbauweise wiegt er nur halb soviel wie ein herkömmliches Sitz-Konzept. Die Zahl der Einzelteile konnte von 80 auf 12 reduziert werden. Selbst das Scharnier der Lehne wird aus einem Stück hergestellt. Schrauben und Nieten entfallen komplett. Entsprechend günstig sind die Herstellungskosten. Mit diesem innovativen Leichtbau-Konzept könnte das Gewicht unserer Autos tatsächlich spürbar reduziert werden. Deshalb erhält die IFA Unternehmensgruppe für den gelenklosen Leichtbausitz den Jurypreis »Innovation der Vernunft« 2011.

Innovationspreis 2010: Der Kolibri AlphaPolymer Akku

Elektrische Energie wehrt sich vehement dagegen, gespeichert zu werden. Diese Laune der Natur beschäftigt weltweit Forscher und Ingenieure seit Jahrzehnten. Der ganz große Durchbruch jedoch ist bislang ausgeblieben. Selbst ein moderner, 180 Kilogramm schwerer Lithium-Ionen-Akku speichert gerade mal die Energie, die in einem Liter Benzin enthalten ist. Da klingt es fast wie ein Märchen, wenn das Berliner Startup-Unternehmen DBM Energy eine Technologie präsentiert, die weniger kostet und deren Speicherkapazität um ein Vielfaches höher liegt. Der Kolibri AlphaPolymer Akku hat nicht nur einen fantastischen Wirkungsgrad. Er ist zudem unempfindlich gegen Temperaturschwankungen, voll recyclebar und extrem betriebssicher. Der Schichtenaufbau erlaubt den Verzicht auf Flüssig-Elektrolyte, die Wärmeentwicklung ist selbst bei hoher Stromabgabe gering. Die ersten Gabelstapler sind bereits mit dem Kolibri-Akku ausgerüstet. 24 Stunden Dauereinsatz ohne Nachladen gelten als realisierbar. Ein Auto der Kompaktklasse mit Elektroantrieb und einer Reichweite von 500 Kilometern ist keine Utopie mehr. Deshalb erhält die DBM Energy GmbH für den Kolibri AlphaPolymer Akku den Jurypreis »Innovation der Vernunft« 2010.

Innovationpreis 2009: Mini E

Als im Sommer vergangenen Jahres die Kraftstoffpreise auf ein neues Rekordhoch kletterten, hätte sicher jeder Autofahrer gerne an der Steckdose zu Hause aufgetankt. Die Frage wann dies endlich möglich sein wird, kann auch der Mini E nicht beantworten. Aber er signalisiert eindrucksvoll, dass Fahrspaß aus der Steckdose möglich ist. 75% aller Auto fahrenden Europäer legen im Schnitt pro Tag weniger als 40 Kilometer zurück. Mit einer Reichweite von bis zu 250 Kilometern liegt der Mini mit Elektroantrieb weit über diesem Mobilitätsbedarf. Mit einer mitgelieferten Startstrom-Box kann er außerdem in nur zweieinhalb Stunden vollständig wieder aufgeladen werden. 100 Kilometer mit Strom fahren kostet derzeit weniger als zwei Euro. Noch nehmen die 5088 Lithium-Ionen-Batteriezellen jenen Raum im Fahrzeug ein, der eigentlich für Fond-Passagiere gedacht ist. Doch wenn sich die auf 500 Fahrzeuge limitierte Versuchs-Serie im Alltag bewährt, werden BMW-Ingenieure sicher allen Ehrgeiz daran setzen, den Stromspeicher kompakter und leichter zu bauen. Für den Mini E erhält die BMW Group den Jurypreis »Innovation der Vernunft« 2009.